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Dieses Thema hat 5 Antworten
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 Tierrecht
Ingrid Offline




Beiträge: 556

25.08.2010 15:26
Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

Erfolg für den Tierschutz

Ein paar Kaninchen weniger

Neue Verfahren ersetzen Tierversuche auf Hautreizung. Zahlreiche andere Chemikalien-Untersuchungen werden aber weiterhin an Tieren gemacht. VON FRIEDERIKE SCHMIT
BERLIN taz | Ab sofort werden jährlich Zehntausende von Kaninchen weniger in Tierversuchen leiden. Das hofft zumindest die Tierschutzorganisation Peta. Grund für den Optimismus: Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat neue Testverfahren, mit deren Hilfe Chemikalien auf Giftigkeit untersucht werden, in ihre Prüfrichtlinien aufgenommen.
Ihnen wird damit in den 32 Mitgliedsländern der OECD behördliche Geltung verschafft. Die neuen Methoden arbeiten mit Hautmodellen aus menschlichen Zellen und werden den Hautreizungstest an Kaninchen bis auf wenige Ausnahmen ersetzen, erwartet der Deutsche Tierschutzbund. In dem Tierversuch mussten die Chemikalien auf die rasierte Haut von Kaninchen aufgebracht werden, deren Hautreaktion dann bewertet wurde.
"Das ist nicht nur ein Sieg für den Tierschutz, sondern auch für die Verbrauchersicherheit", sagt Irmela Ruhdel, Tierversuchsexpertin bei der Akademie für Tierschutz in München. "Die neuen Tests sind zuverlässiger als der Tierversuch, der nie ein so strenges Prüfverfahren durchlaufen musste", so Ruhdel.
"Man kann sich die Modelle tatsächlich wie kleine Hautscheibchen vorstellen", erklärt Klaus Schröder, der das Life Science Laboratorium am Zentrum für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen in Linz leitet. "Wir bekommen die menschlichen Hautzellen aus Krankenhäusern und erstellen daraus neue Haut, auf die die Chemikalien aufgetragen werden." Das Labor nahm an einer internationalen Studie teil, die eines der Testsysteme für Hautreizungen untersuchte. Bereits 2008 wurde der Test vom Europäischen Zentrum für die Validierung alternativer Methoden als volle Ersatzmethode anerkannt und fand 2009 Eingang in EU-Richtlinien. Erst in diesem Jahr hat er es nun auch in die OECD-Vorschriften geschafft.
Tests auf Augenreizung durch Chemikalien werden dagegen derzeit immer noch an Kaninchen durchgeführt: Dabei wird lebenden, unbetäubten Kaninchen die Substanz in die mit Klammern offen gehaltenen Augen geträufelt. An einer tierversuchsfreien Methode wird unter anderem im Zellkulturlabor der Tierschutzakademie in München geforscht. Noch in diesem Jahr könnte die OECD die entsprechenden Ersatzmethoden anerkennen, schätzt Irmela Ruhdel. Allerdings seien diese Tests nur zwei aus einer ganzen Reihe von Untersuchungen, die im Rahmen von toxikologischen und Sicherheitsprüfungen für Chemikalien durchgeführt werden. Bei vielen dabei davon handele es sich noch um Tierversuche, so Ruhdel.
Neben Chemikalien für die Human- und Tiermedizin müssen in der EU auch Stoffe, die in der Industrie oder der Landwirtschaft eingesetzt werden sollen, auf Giftigkeit geprüft werden. Laut der europäischen Chemikalienverordnung Reach, die 2007 in Kraft trat, müssen außerdem rund 30.000 Stoffe, die bereits im Umlauf sind, geprüft und registriert werden. Tierschützer erwarteten eine starke Zunahme von Tierversuchen.
Im Jahr 2005, aus dem die letzten veröffentlichten Zahlen stammen, wurden in der EU über eine Million Tiere für toxikologische Untersuchungen verwendet - hauptsächlich Mäuse und Ratten, aber auch knapp 40.000 Kaninchen, gut 14.000 Hunde und über 6.000 Affen. Die mittlerweile überflüssig gewordenen Hautreizungstests machten mit rund 12.000 verwendeten Tieren nur einen kleinen Teil dieser Versuche aus.

http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artik...inchen-weniger/

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Ingrid Offline




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27.08.2010 09:43
#2 RE: Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

Das Video: Hunde im Versuchslabor ist im Bericht eingestellt.

Gruss Ingrid

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Niedersachsen
Tierquälerei im Versuchslabor?


Ein Tierversuchslabor in der Gemeinde Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg) sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Die Grünen im Gemeinderat und Tierschützer verlangen Auskunft über die Einrichtung im Ortsteil Mienenbüttel. Nach Angaben der Grünen sollen auf dem streng gesicherten und mit Stacheldraht umzäunten Gelände unter anderem mehrere hundert Beagle in Zwingern leben. Die Tiere würden in grausamen Tierversuchen gequält und getötet, so der Verdacht der Ökopartei. Zusammen mit der Bürgerinitiative gegen Tierversuche "Lobby pro Tier Mienenbüttel" haben sich die Grünen an den Gemeinderat, den Harburger Kreistag und an das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gewandt. Unter anderem wollen sie wissen, welche Kontrollen es durch den Amtstierarzt gegeben hat. Außerdem verlangen sie Aufklärung darüber, welche Tierarten in dem Labor außer den Hunden untergebracht sind und wie viele Tiere dort in den vergangenen Jahren getötet wurden.
Betreiberfirma hüllt sich in Schweigen
Konkrete Antworten gibt es bisher nicht. Die Betreiberfirma LPT in Hamburg machte keine Angaben, auch auf eine Anfrage von NDR 1 Niedersachsen am Donnerstag an die Geschäftsführung gab es noch keine Reaktion. Der Neu Wulmstorfer Bürgermeister Wolf Rosenzweig hatte das Labor besichtigen wollen, aber dies war ihm verwehrt worden. Für Joachim Franke von den Neu Wulmstorfer Grünen erlangen dadurch "die von uns in den vergangenen Monaten gestellten Fragen und die zum Teil lückenhaften Antworten der Aufsichtsbehörden immer mehr Brisanz".
Kontrolliert wird das Unternehmen unter anderem vom Veterinäramt des Landkreises Harburg. Sprecher Georg Krümpelmann sagte, dass vor Ort die Tierschutzbestimmungen sechs- bis achtmal im Jahr überprüft würden. Die Ergebnisse dürfe er aber aus Datenschutzgründen nicht nennen. Auf der firmeneigenen Internetseite nennt LPT Laborkapazitäten für bis zu 1500 Hunde, 500 Affen, 100 Katzen, 100 Schweine sowie Hamster, Meerschweinchen, Mäuse und Ratten. Das Unternehmen arbeitet nach eigener Auskunft für Pharma-, Chemie- und Agrarfirmen.

Stand: 27.08.2010 08:10

http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/beagle104.html

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Ingrid Offline




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01.09.2010 09:27
#3 RE: Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

]: Urteil im Boehringer-Prozess
salat 31.08.2010 01:36 Themen: Biopolitik Repression Ökologie

Fast vier Monate wurde am Amtsgericht Hannover der Fall Hausfriedensbruch bei Boehringer verhandelt. Vorwurf ist die zweite Besetzung im August letzten Jahres eines Baugeländes für ein Tierversuchslabors im Hannoverschen Stadtgebiet. Dort entsteht zur Zeit ein Tierversuchslabor des Pharmaunternehmen Boehringer-Ingelheim in welchem Tierimpfstoffe zur Optimierung der Massentierhaltung auch mit gentechnisch veränderten Viren erprobt werden sollen. Am kommenden 14. Verhandlungstag (Mittwoch 1.9., 8Uhr, Saal 001, Landgericht Hannover) werden nun die Plädoyers und das Urteil erwartet. Der sogenannte Rechtsstaat hat Hinsicht vielerlei Hinsicht sein wahres Gesicht gezeigt und deutlich gemacht, dass er seiner Funktion, als herrschaftssicherndes Instrument nachkommt. Die angebliche Rechtsstaatlichkeit des Prozess war eine oberflächliche Kaschierung der permanenten Rechtsbeugung durch einen Justizapparat, der ausschließlich Kapitalinteressen absichert. Dies machten die fünf Angeklagten und ihre fünf zugelassenen Laienverteidiger_innen in ihren Anträgen und Rügen laufend deutlich, was jedoch weder Staatsanwaltschaft noch Richter von ihrem rechtsstaatlich getarnten Verteidigungswillen abbrachte.
Trotzdem war dieser Prozess Sand im Getriebe der Fließbandjustiz und durch die widerständige Prozessführung der sich selbst verteidigenden Angeklagten konnten so manche polizeiinternen Informationen erlangt werden. Hierzu weiter unten mehr.
Begleitet von über 50 Unterstützenden eröffneten die fünf Angeklagten am 4.5. offensiv das Verfahren und überzogen bereits am ersten Verhandlungstag das Gericht mit dutzenden Anträgen, so dass es noch nicht einmal zu einer Verlesung der Anklageschrift, sondern lediglich zur Feststellung der Personalien der Angeklagten kam. Außerdem wurden 2 Zuschauer_innen des Saales verwiesen, 2 Personen kurzzeitig festgenommen und Ordnungsgelder in Höhe von 240€ erteilt.
Ähnlich ging es auch an den weiteren Verhandlungstagen weiter, immer wieder verlor Richter Süßenbach die Fassung oder Staatsanwältin Becker-Kunze verhaspelten sich vor lauter Aufregung über solch freche Angeklagte und Rechtsbeistände, sowie das sich einmischende Publikum. Offensichtliche Rechtsfehler, Vertuschung von im Gerichtssaal durch Uniformierte begangenen Straftaten, Zeugenmanipulation durch die Staatsanwaltschaft, Bespitzelungen durch den Staatsschutz sowie die Verhängung von überzogene ordnungspolizeiliche Maßnahmen durch den Richter waren hierbei an der Tagesordnung.
Insgesamt wurden statt den ursprünglich geladenen 12 Polizeizeug_innen insgesamt 22 Personen als Zeug_innen vernommen. Die Auswahl der Zeug_innen bestand aus Polizisten der Einsatzhundertschaft, Streifenpolizist_innen des ersten Kontakts, der Polizeiführung des Einsatzes, dem Einsatzleiter des SEK-Höhenrettungseinsatzes, Wachschützern der Niedersächsischen
Wach-&Schließgesellschaft und einem Mitarbeiter der Abrissfirma, die den Bauzaun stellte.
Bei der Vernehmung trat Richter Süßenbach jedes mal in die Rolle der Staatsanwaltschaft ein und stellte Suggestivfragen, die einer Aussage nach dem Willen der Anklage herbeiführten. Weitere Fragen durch die Staatsanwaltschaft waren somit meist nicht mehr nötig. Von den Angeklagten und ihren Laienverteidiger_innen wurden die Zeug_innen bis zu 2,5 Stunden lang vernommen und neben dem „Tathergang“ auch zu ihrem gewöhnlichen Arbeitsablauf.
Hierbei kam zum Beispiel heraus, dass schon seit der ersten sechswöchigen Besetzung regelmäßige Koordinierungstreffen zwischen der Führung der zuständigen Polizeiinspektion Hannover Süd und den Projektleitern des geplanten Tierversuchslabors statt fanden.
Oder auch, dass das es nur ein Höheninterventionsteam des SEK Niedersachsens gibt, welches auch reguläre SEK-Einsätze durchführt. Dies ist anscheinend das einzige Höheninterventionsteam der Exekutive neben dem sog „HIT“ der Bundespolizeidirektion Hannover (zuständig für Länder Niedersachsen, Bremen und Hamburg). [Folgendes ist besonders für die Aktionsform Aktionsklettern im Hinblick auf zukünftige Räumungen interessant] Über die Klettertechniken seiner SEK-Einheit erzählte Thomas Joppen vom LKA Niedersachsen, dass sie in alpiner Klettertechnik geschult sei, ähnlich dem Felsklettern. Eingesetzt waren ein Team von sieben Kletterern. Die Erschließung der „alten Eiche“ erfolgte nach Einstieg über eine Leiter im Vorstieg. Als Material für die Grundsicherung 11mm Kernmantel dynamisch würde verwandt. Zum Abseilen von „Störer“ ein Sicherungspunkt am Boden erstellt, ein Beamter begibt sich zu der zu entfernenden Person und erstellt dort einen zweiten Sicherungspunkt und die Person wird dann vom Boden aus gesichert abgeseilt. Hierbei wird kein Material nach dem Standard des Industriekletterns verwendet. Die während der Räumung der beiden Hausdächer benutze Leiter war nicht vom SEK, sondern von der Feuerwehr geliehen. Dienstwaffen führten die SEK-Beamten nicht mit, etwaiger Widerstand hätte in der Höhe jedoch „auch ohen Dienstwaffe lösen lassen“.
Im Vorfeld des SEK-Einsatzes liefen die Absprachen wie folgt: nach Lageeinweisung durch einen Beamten der Gesamteinsatzführung entwickelte der Einsatzleiter des SEK-Einsatzes ein Einsatzkozeptes, welches er dann erstmal dem Gesamteinsatzleiter vorlegte.
Solche internen Informationen zu gewinnen war ein Ziel der offensiven Prozessführung, die in diesem Verfahren angewandt wurde. Über die erkämpfte Wahrnehmung des Akteneinsichtrechts in die gesamte Verfahrensakte sind außerdem noch weitere Interessante Details den Angeklagten und ihren Verteidigern bekannt geworden, welche jedoch nicht ohne Gefahr der Strafverfolgung veröffentlicht werden können. Nur das im Prozess gesprochene Wort gilt juristisch als öffentlich.

Ein andere Höhepunkt dieses Mamutverfahrens waren eine offensichtliche Zeugenmanipulation zu ungunsten der Angeklagten durch die Staatsanwaltschaft. Als diese am folgenden Verhandlungstag angesprochen wurde, rastete die Staatsanwältin total aus und bedrohte den vortragenden Angeklagten mit der Einleitung eines Verleumdungsverfahrens.

Auch Schön waren Sprüche des Richters wie „Der Vorsitzende hat kein Interesse daran, dass sein Dienstzimmer zu einer Abstellkammer [für Rucksäcke und Taschen des Publikums, für die es angeblich keinen Aufbewahrungsplatz gab] umfunktioniert wird“, „Der Vorsitzende ist nicht Leser der BILD-Zeitung und ist vielmehr Leser der HAZ.“ und „Wer ist denn jetzt so mutig und gibt zu, dass er das gesagt hat?“.
An anderer Stelle sprach die Staatsanwältin, als sie durch den Richter zu ihrer Meinung eines Beweisantrags der Verteidigung befragt wurde, davon, warum „wir“ auch diesen Antrag ablehnen sollten.

Auf jeden Fall ein sehr lohnenswertes Theater, welches am kommenden Mittwoch, 1.9. ab 8h im Saal 001 des Landgerichts Hannover seinen fulminanten Abschluss finden wird. Interessierte können auf Grund der Einlasskontrollen ab 7:45 Uhr um Einlass in die Heiligen Hallen ersuchen.

Weitere Informationen, Flyer usw. unter http://www.boehringer-besetzung.blogsport.de

http://de.indymedia.org/2010/08/288903.shtml

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Ingrid Offline




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05.09.2010 10:20
#4 RE: Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

MEDIZIN: Operation gelungen, Patient tot
Angehende Fachärzte können sich in märkischer Abgeschiedenheit ausprobieren – am lebenden Tier

POTSDAM - Die Schorfheide bei Groß Dölln ist ein Tierparadies – könnte man meinen. Nicht zum Naturidyll passt, dass hier jahrelang Schweine starben. Nicht massenhaft, aber von Menschenhand und mit voller Absicht. Hier war die Schorfheide nämlich ein Paradies für angehende Fachärzte, vor allem für Intensivmediziner und Chirurgen. Während ihrer Ausbildung müssen sie einen Operationskatalog abarbeiten. Kommen sie während der festgelegten Ausbildungszeit von fünf Jahren nicht ausreichend oft zum Einsatz, können sie sich am Schwein ausprobieren – und das dann anrechnen lassen.
Möglich macht das die Firma HCX Consulting, die Kurse für Chirurgen und Intensivmediziner anbietet – „realitätsnah“, wie es heißt. Jetzt ist das Unternehmen von der Schorfheide an den Scharmützelsee nach Wendisch Rietz (Oder-Spree) gezogen. Vor wenigen Monaten hat HCX Consulting den Hass von Tierschützern auf sich gezogen, in Grafenwöhr in der Bayerischen Oberpfalz. Dort sollten US-Militärchirurgen die Versorgung von Schussverletzungen an Schweinen üben. Die Firma war involviert, auch wenn sie selbst keine Tierexperimente durchführen sollte. Es gab einen Riesenaufschrei, die Behörden entzogen dem Verfahren ihre bereits gewährte Genehmigung, obwohl niemand vorhatte, wirklich auf die Schweine zu schießen. Es ging darum, sie mit dem Skalpell zu verletzen – als Simulation für Kriegsverletzungen.
Was in der Schorfheide geschah, soll der Menschheit dienen. In einem solchen Trainingszentrum können angehende Intensivmediziner und Chirurgen am lebenden Organismus ihre Methoden üben. Der Patient – ein Schwein – ist am Ende des Tages tot, auch wenn die Auszubildenden alles richtig gemacht haben. Es wird friedlich eingeschläfert. Immer. Keine Verantwortung, kein Druck. Deutschlandweit gibt es nicht mal eine Handvoll ähnlicher Firmen.
Im Operationssaal wendet sich Andreas Meier-Hellmann an die Semi-narteilnehmer. „Was stört Sie?“, fragt der Erfurter Spezialist für Intensivmedizin. Sechs Augenpaare gucken ihn fragend an. Den Kursteilnehmern in den blauen Kitteln ist klar: Der Patient – ein vierteljähriges Schwein – muss irgendetwas haben, am Morgen wurde ihm ein Mittel injiziert. Bakterienproteine, die zur Blutvergiftung führen. Es ist still im Operationssaal, nur die Beatmungsmaschine macht ein Geräusch, das sich ein bisschen wie Schweinequiecken anhört. „Die Herzfrequenz?“, fragt ein hochgewachsener 30-Jähriger. Die Gruppe mustert nochmal die Werte, die die Monitore anzeigen und die die Teilnehmer in einer Tabelle auf einem Flipchart eingetragen haben. Nein, die Herzfrequenz ist normal. Urinausscheidung? Bei 100 Milliliter in der Stunde. Blutvolumen? 596 Milliliter pro Quadratmeter Körperoberfläche. Temperatur? 35,1 Grad – aha: Dem Patienten ist kalt. Er wird zugedeckt.
Die Seminarteilnehmer entdecken nicht, dass der Laktatwert mit 4,7 bereits zu hoch ist. Er zeigt an, dass nicht alles so durchblutet wird, wie es sein sollte. Es ist nur eine Nuance, auf die der Mediziner allerdings reagieren muss, sonst hat er seinen Patienten am nächsten Tag verloren. 150 000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Blutvergiftung, jeder zweite stirbt daran.
In mehreren OP-Sälen können die angehenden Fachärzte von Experten angeleitet trainieren. Zuvor gibt es immer eine theoretische Einführung. An diesem Tag stehen fünf Übungen auf dem Programm, drei davon finden an Schweinen statt. Die Tiere werden morgens narkotisiert und wachen nie wieder auf. Sie überleben noch bis zum Abend, dann erhöhen die Tierpfleger des Zentrums die Narkose, verabreichen ein Mittel zum Einschläfern – dann ist Schluss. Die Schweine sterben, ohne Schmerzen gehabt zu haben. „Alles ist bei den Behörden angezeigt, alles im Rahmen der Tierschutzgesetze“, sagt Heiko Ziervogel, Leiter des Trainingszentrums. Die Tiere würden anschließend verbrannt, ganz so, wie es das Gesetz vorsehe.
HCX Consulting bezieht die Schweine aus der Nutzviehzucht. Wenn sie nicht auf dem OP-Tisch enden, dann auf dem Esstisch. Nicht bei allen Übungen muss man auf Schweine zurückgreifen. Für die Simulation eines aus dem Koma aufwachenden Patienten genügt eine Puppe, und Herzfrequenzen lassen sich am Computer darstellen.
Genau darauf beharren Tierschützer: Dass man alles anhand von Simulationen trainieren könne. Und in der Tat ist es in Deutschland keine Pflicht, dass Chirurgen oder Intensivmediziner ihre Schnitte am Tiermodell üben. Früher, sagt der Chirurg Wolf-Dieter Hirsch vom Verein „Ärzte gegen Tierversuche“, hätten die angehenden Fachärzte dem Oberarzt sechs Jahre lang assistiert. Operationen an Schweinen hält er schon deswegen für problematisch, weil die Anatomie der Tiere im Vergleich zum Menschen sehr unterschiedlich ist. Dass zuletzt das Training am Tier immer mehr zugenommen hätte, liege daran, dass ein Arzt eine bestimmte Anzahl an Operationen durchgeführt haben muss, bis er zum Facharzt wird. Im Gegensatz zu früher steht ihm heute mehr Freizeitausgleich für Schichtdienst im Krankenhaus zu. Arbeitet er die Nacht durch, darf er einen Tag frei machen. Diese Maßnahme gehe zu Lasten der Ausbildung, für die weiterhin nur sechs Jahre eingeplant seien, sagt Wolf. „Den Katalog normal abzuarbeiten ist kaum noch möglich“, so der Chirurg.
Zirka 20 bis 30 Prozent der angehenden Fachärzte besuchen Kurse, wie sie bei ihm angeboten werden, schätzt Ziervogel. Thomas Tielmann, angehender Allgemeinchirurg, ist froh, dass er im Trainingszentrum unbefangen üben kann, bevor er eine Operation an einem Menschen durchführen muss. Und diesem Menschen ist das dann wohl auch lieber, dass da kein Anfänger die Klinge an ihn setzt. Viele kommen wie Tielmann immer wieder in Trainigszentren wie dem in Wendisch Rietz. (Von Christoph Seyfert)

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/b...sprobieren.html

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Ingrid Offline




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31.10.2010 09:41
#5 RE: Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

Tierversuche: "Der Mensch ist nun mal keine Maus"

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. will Tierversuche abschaffen - nicht nur aus ethischen Gründen. GEO.de sprach mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Tierärztin Corina GerickeSie wollen Versuche am lebenden Tier abschaffen. Aber sind die nicht eine wichtige Grundlage des medizinischen Fortschritts, von dem wir alle profitieren?
Das wird immer behauptet. Ich sehe das kritisch. Ich bin überzeugt, dass sich die medizinische Forschung sogar besser entwickelt hätte, wenn schon vor 50 oder 100 Jahren Tierversuche verboten worden wären. Dann wären nämlich die Forschungsgelder, die heute überwiegend in Tierversuche investiert werden, in die tierversuchsfreie Forschung geflossen - mit entsprechenden Ergebnissen.
Inwiefern mit besseren Ergebnissen?
Die heutige Medizin ist ausgesprochen erfolglos. Obwohl mit einem gigantischen Aufwand geforscht wird. Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet rund eine Milliarde Euro. Und fast nie ist ein wirklicher Durchbruch oder eine Neuerung dabei. Über "Durchbrüche" wird immer dann geschrieben, wenn ein Medikament bei Mäusen wirkt. Dass es beim Menschen nicht wirkt, weil die Ergebnisse nicht übertragbar sind - das steht dann nicht mehr in den Zeitungen. Der Mensch ist nun mal keine Maus.
Stattdessen kann man etwa mit Kulturen aus menschlichen Zellen experimentieren oder mit Computermodellen, die mit Daten aus dem spezifisch menschlichen Stoffwechsel arbeiten. Solche Verfahren liefern nicht nur bessere Ergebnisse, sie kosten auch weniger, wenn sie erst einmal etabliert sind. Und sie sind oftmals sehr viel schneller, etwa im toxikologischen Bereich. Man kann mit automatisierten Analysemethoden in kürzester Zeit viele verschiedene Substanzen testen. Das funktioniert im Tierversuch nicht.
Welche konkreten Erfolge gibt es schon?
Da ist der Pyrogentest, bei dem Impfstoffe auf Fieber auslösende Substanzen getestet werden. Früher hat man dafür Kaninchen verwendet. Anfang der 90er Jahre wurde eine Methode entwickelt, bei der menschliches Blut eingesetzt wird. Die ist jetzt auch in der EU anerkannt. Und schon in den 80er Jahren ist es gelungen, monoklonale Antikörper im Reagenzglas herzustellen. Das sind Substanzen, die für die Krebsforschung wichtig sind. Früher wurden dafür Mäusen Krebszellen in die Bauchhöhle gespritzt, wo sich die benötigten Antikörper entwickelten. Das war für die Tiere extrem qualvoll. Und man kann heute die Ätzwirkung von Chemikalien testen, ohne dass dafür Kaninchen und Meerschweinchen leiden müssen. Dazu werden die Schichten der Haut mit menschlichen Zellen im Reagenzglas "nachgebaut". Um nur drei Beispiele zu nennen.
Warum setzen sich diese Methoden nicht durch, wenn ihre Vorteile so offensichtlich sind?
Pharmaunternehmen und chemische Industrie haben zwar Interesse an tierversuchsfreier Forschung, weil sie kostengünstiger sind, und sie tragen auch viel zu ihrer Entwicklung bei. Aber diese Unternehmen haben andererseits auch ein starkes Interesse, den Tierversuch beizubehalten, weil er für sie eine Alibifunktion hat. Wenn mit ihren Substanzen nach der Markteinführung etwas schiefgeht, können sie sich darauf berufen, alle vorgeschriebenen Tests mit Tieren gemacht zu haben. So sichern Sie sich rechtlich ab. Außerdem fehlt es einfach an staatlicher Förderung der tierversuchsfreien Forschung.
Welche Rolle spielen die Anerkennungsverfahren?
Tierversuchsfreie Methoden müssen ein langwieriges und rigoroses Verfahren durchlaufen, die sogenannte Validierung. Das ist sehr aufwändig, kostet viel Geld und Zeit. Und absurderweise werden die tierversuchsfreien Methoden auch noch an den Ergebnissen der Tierversuche gemessen, die sie ersetzen sollen. Die sind oft ungenau, schlecht reproduzierbar oder einfach falsch - weil Tiere keine Maschinen, sondern Individuen sind, die unterschiedlich auf Substanzen reagieren. So kommt es, dass alternative Methoden nicht anerkannt werden, obwohl sie nachweislich bessere Ergebnisse bringen. Tierversuche dagegen wurden nie einer vergleichbar rigorosen Prüfung unterzogen. Die werden einfach so in Gesetze aufgenommen, weil sie zum Standard gehören. Ob sie was taugen, darüber wird gar nicht nachgedacht.
Warum handelt die Politik so zögerlich?
Dafür sorgen Lobbyisten an den Schaltstellen in Brüssel, Berlin und anderswo, etwa Versuchstier-Züchter, Futtermittel- und Käfighersteller und vor allem die Vertreter von tierexperimentellen Forschungseinrichtungen und Institutionen. Großen Einfluss hat zum Beispiel die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Tierversuche in erheblichem Umfang fördert.
Warum steigen die Forscher an den Universitäten nicht auf tierversuchsfreie Methoden um?
Sie müssen sich vorstellen, dass diese Leute ihre ganze Karriere auf einen bestimmten Tierversuch aufgebaut haben. Den führen sie jahrzehntelang durch. Und irgendwo in der Welt sitzen noch ein paar andere Forscher, die an der gleichen Sache arbeiten. Das ist ein kleine, elitäre Gemeinschaft. Dann veröffentlichen sie ihre Ergebnisse und zitieren sich gegenseitig. Ob dabei etwas Sinnvolles herauskommt, interessiert überhaupt nicht. Es geht nur ums Veröffentlichen und darum, Forschungsgelder einzustreichen. Wenn Sie so jemandem sagen, er solle umsteigen auf Zellkulturen, lacht er Sie aus. Wenn er das täte, würde er ja zugeben, dass er jahrzehntelang auf dem falschen Dampfer war.
Schon 1959 forderten die Biologen William Russell und Rex Burch, Tierversuche durch Ersatz (Replacement), Verfeinerung (Refinement) und Verringerung (Reduction) einzuschränken. Heute ist diese Strategie als 3R-Prinzip weithin bekannt und akzeptiert ...
Wir, die Ärzte gegen Tierversuche, lehnen Tierversuche aus wissenschaftlichen und aus ethischen Gründen ab. Das tut die 3R-Philosophie nicht. Sie akzeptiert die Methode Tierversuch als etablierte Standardmethode, die nur etwas modifiziert werden soll. Sicherlich kann man so die Zahl der "verbrauchten" Tiere senken. Aber das greift nicht die Wurzel des Problems an. Die Wurzel des Problems ist der Tierversuch als Methode.

Die Fragen stellte Peter Carstens.

http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/65935.html

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31.10.2010 09:43
#6 RE: Tierleid - Tierversuche Zitat · Antworten

Anzahl der Versuche mit Mäusen, Fischen oder Vögeln steigt - Sachsens Grüne wollen

Dresden. Die Anzahl der Tierversuche in sächsischen Laboratorien steigt. Laut Sozialministerin Christine Claus (CDU) wurden im vergangenen Jahr 72.000 Tiere - vor allem Mäuse, Ratten, Schweine und Vögel - für Experimente verwendet. Das sind 9000 mehr als noch 2008.
Seit Jahren ist die Tendenz steigend - genaue Zahlen konnte das Ministerium für die Zeit seit 2005 vorlegen. 290.000 Tiere wurden seither für Experimente verwendet - fast jedes vierte Tier verendete dabei. Laut Ministerin Claus werden solche Versuche an den Unis Leipzig und Dresden durchgeführt. Für welche Wirtschaftszweige diese Tests gemacht werden, ist der Ministerin aber nicht bekannt. "In Sachsen wurden zwei Tierschutzkommissionen im Sinne des Tierschutzgesetzes berufen. Diese unterstützen die zuständigen Behörden gutachterlich bei der Genehmigung von Tierversuchen. Die Genehmigungsbehörden sind die Landesdirektionen", so das Ministerium.
Sachsens Grüne kritisieren die Anzahl der Tierversuche und kündigen eine Gesetzesinitiative an. "Es gibt für mich nur einen politischen Weg: das Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände", so Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. Im Bundesland Bremen sei dies schon möglich.
Tiere können sich nicht wehren
Nötig sei dies, weil Tiere ihre Rechte nicht selbst einklagen könnten. Das müsste jemand stellvertretend für sie tun, ist aber beim Tierschutz juristisch noch nicht möglich. Eine Prozessflut - käme das Gesetz - befürchtet Herrmann aber nicht: "Klagen kann nur ein anerkannter Tierschutzverband, der zum Beispiel sachsenweit tätig ist und seit mindestens drei Jahren besteht." Da die Vereine oft wenig Geld hätten, würden nur erfolgversprechende Klagen eingereicht.
Die Staatsregierung, so Herrmann weiter, ist offenbar nicht daran interessiert, tierversuchsfreie Methoden zu fördern - etwa künstlich erzeugte Gewebe oder Computermodelle.
Für Wolfgang Dörr ist dies nur die halbe Wahrheit. "Diese sind oft keine Alternative zu den Tierversuchen, die näher am Menschen sind." Der Wissenschaftler der TU Dresden forscht mit Mäusen, um Nebenwirkungen von Strahlentherapien bei 12.000 Tumorpatienten einzudämmen. "Wir bestrahlen die Zungen der Tiere, um Entzündungen bei Mundschleimhäuten, welche die Patienten quälen, zu erforschen", so Dörr. Tierquälerei sieht er darin nicht. "Wir bestrahlen mittlerweile nur noch die Unterseiten der Mäusezungen. Die Tiere können ganz normal fressen." Er gehört zu der Kommission, die Anträge auf Tierversuche bearbeitet. Das klingt für ihn nicht widersprüchlich. "Wir Wissenschaftler sind die besten Tierschützer. Denn leidende Tiere verfälschen die Ergebnisse. Schon deshalb haben wir ein Interesse, diese Geschöpfe nicht zu quälen", so Dörr.
Experten suchen Alternativen
In Thüringen etwa gibt es andere Ansätze. Mit einer neuen Technik wollen Forscher der Fachhochschule Jena Tierversuche bei Untersuchungen für pflanzliche Kosmetikprodukte überflüssig machen. Die Wissenschaftler entwickelten ein Verfahren, das auf Basis von Hautzellen die Wirkungen von Pflanzenextrakten nachweisen soll. Hintergrund: Bevor Kosmetika mit neuen oder veränderten Wirkstoffen verkauft werden dürfen, muss geprüft werden, ob sie allergische Reaktionen auslösen. Seit 2009 sind zumindest Tierversuche bei Untersuchungen für Kosmetikprodukte in der EU verboten, ein alternatives Nachweisverfahren für allergische Reaktionen gibt es aber bislang nicht.
Zurück zur steigenden Anzahl von Tierversuchen in Sachsen. Diese sind offenbar keine Ausnahme: Deutschlandweit kletterten 2009 die Testzahlen auf insgesamt 2.786.435, so das Bundesministerium für Verbraucherschutz. "Das sind 3,5 Prozent mehr als 2008", so der Deutsche Tierschutzbund. Präsident Wolfgang Apel schüttelt mit dem Kopf: "Das ist ein Skandal."
Wissenschaftler Dörr hält dagegen. "Wir brauchen auch langfristig Tierversuche." Dass die Zahlen wieder steigen, liege auch daran, dass vor Jahren mikrobiologische Tests im Reagenzglas Konjunktur hatten und damit die Tierversuche eindämmten, weil sie billiger und schneller waren. Dörr: "Aber die Ergebnisse sind nicht sicher. Jetzt müssen sie am Tier wissenschaftlich bestätigt werden."


Von Jan Oechsner
Erschienen am 29.10.2010

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TH...NAL/7512681.php

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